Faking Citizenship – Wie mit Dokumenten und Artefakten Teilhabe und Ausschluss organisiert werden
Citizenship und damit die Zugehörigkeit zum Kollektiv wird im modernen Nationalstaat nicht zuletzt über die Herstellung und Ausgabe von bestimmten Dokumenten organisiert: Geburtsurkunden, Pässe und Arbeitserlaubnisse sind nur einige Beispiele für Dokumente, die verschiedene Stufen und Qualitäten der Zugehörigkeit markieren. Weil jedes Dokument auch ein Artefakt, ein handwerklich hergestelltes und aufmerksam gestaltetes Ding ist, lässt sich sagen, dass Citizenship und Zugehörigkeit eng mit diesem performativen Vorgang seiner Herstellung verbunden sind. Diese Verbindung möchte ich auf sowohl künstlerische wie auch wissenschaftliche Weise im „Institut für Falisifikate“ untersuchen. In diesem Institut soll die Produktion von Artefakten und Dokumenten aller Art durchgeführt und gemeinsam mit den Akteuren soll die Forschungsfrage der artifiziell regulierten Teilhabe an Bürgerschaft diskutiert und ggf. nachjustiert und nachverhandelt werden um den Prozesss des gegenseitigen Wissensaustausches, des gegenseitigen Lernens und der Wissensintegration zu ermöglichen.
Citizenship wird in diesem Forschungsprojekt unter dem Gesichtspunkt der bürokratischen Abläufe und Verfahren betrachtet. Das staatsbürgerliche Dokument hat, ebenso wie andere Artefakte, positive wie negative Auswirkungen auf seinen Besitzer. Zugang und Teilhabe sind durchweg reglementiert durch Materialien, denen die Identifikation und Zugehörigkeit zu einem sozialen Gefüge eingeschrieben ist. Dementsprechend findet sowohl das Kunstwerk als auch das Dokument als Objektivierung des Bürgers und als Zugangsberechtigung . Verwendung, etwa zur demokratischen Partizipation bei Wahlen. Doch das Dokument/Artefakt allein reicht nicht: Es soll original, echt, authentisch sein. In der Beschäftigung mit Citizenship und deren performativer Herstellung will ich mich mit folgender Frage beschäftigen: Wie funktioniert Artefaktproduktion als Ausdruck und Distribution bürgerlicher Rechte in Abhängigkeit von künstlerischer Mimesis und demokratischer Teilhabe im öffentlichen Kontext?
Antworten auf die Frage, welche Artefakte die Zugehörigkeit zum Bürgertum schaffen und bestimmen, sind nicht nur in der politischen Sphäre zu finden, sondern ebenso in der performativ-künstlerisch und ästhetischen Praxis. Die Performance als ästhetisch-künstlerischer Zugang und als Methode scheint mir deshalb ein probates Mittel, um die der Citizenship zugrundeliegenden Machtstrukturen zu untersuchen.