Constanze Schmidt

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Arbeit erfinden

Art & Agency in der Berufsorientierung

In unserer Gesellschaft hat Arbeit als Leistungsprinzip alle Lebensbereiche durchdrungen. Die negativen Folgen der Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt können sich bei Erwachsenen in Form von Burnout zeigen. Auch die jungen Menschen in unserer ‚Erschöpfungsgesellschaft’ spüren deren Prinzipien. Einige leiden schon in der Schule unter unterschiedlichen Formen von Stress und sind überfordert bei der Wahl ihres weiteren Ausbildungsweges. Für die Schüler*innen ergeben sich in diesem Zusammenhang zwei Herausforderungen:

Zum einen bereiten sie ihre Bemühungen um gute Noten im Sinne eines Erfüllen-Wollens äußerer und verinnerlichter Ansprüche nicht auf ihre berufliche Situation vor. Da es mehr als die Hälfte der zukünftig gesellschaftlich notwendigen Berufe vermutlich noch nicht gibt, wird den Jugendlichen vor allem eine Fähigkeit abverlangt werden – Berufe für sich selbst zu erfinden.

Noch weniger sind die Schüler*innen darauf vorbereitet, eine kritische Haltung zu unserer neoliberalen Arbeitsgesellschaft zu entwickeln und sie schon bei der Berufswahl zu berücksichtigen. Hilfreiche Impulse können Konzepte zum Zeitwohlstand aus der Postwachstumsdebatte bieten; in ihnen übernimmt der / die Bürger*in Verantwortung für eine nachhaltige Organisation von bezahlter und unbezahlter Arbeit in unserer Gesellschaft.

Mich interessiert, wie sich mit Hilfe künstlerischer Praxis eine Berufsorientierung entwickeln lässt, die auf die oben genannten Herausforderungen reagiert – eine Ausbildung zum Working Citizen. In diesem Kontext initiiere ich künstlerische Berufspraktika, in denen die Jugendlichen, Seismographen ähnlich, unterschiedliche Arbeitsplätze theatral erforschen. An den jeweiligen Orten entwickeln sie kleine Interventionen und Coachings für ihre Mitarbeitenden in Form von Sounds, Bildern, Handlungen, Bewegungen, Atmosphären. Welche Erfahrungen wünschen sie anderen Menschen bei ihrer Arbeit? Was braucht dieser Arbeitsplatz? Wie möchten sie selbst arbeiten? Welchen Beruf erfinden sie für sich?[:en]

Inventing Work

Art & Agency in Professional Orientation

In our society work as a measure of performance has permeated all spheres of life. In a changing working world the negative consequences of such requirements can reveal themselves in adults through insomnia or burnout. Even the young members of our exhaustion society’ experience these effects. Some of them already suffer from various types of stress at school and are overchallenged with their choice of further education. In this context students are faced with two challenges:

First of all, their efforts to achieve good marks and grades just to fulfil external and internalised requirements will not prepare them well for the working world. Since more than half professions necessary to society in the future do not yet exist, adolescents will foremost be required to have one ability – to invent jobs for themselves. Students are even less prepared for developing a critical attitude towards our neoliberal working society and to already take this into account while choosing their career. Some helpful impulses may come from the concepts of post- growth in which citizens take over the responsibility for a sustainable organization of paid and unpaid work/labour in our society.

I am interested in looking at ways of developing a vocational orientation by means of an artistic practice, thus reacting to the challenges mentioned above – a training for becoming a Working Citizen. In this context, I plan to initiate artistic practical internships, where – similar to seismographs – the pupils will theatrically explore different places of work. The students develop specific interventions and coachings for the working people by use of sounds, images, actions, movements, atmospheres.

Which kind of experiences do they wish someone for his / her work? What does the working place need? How would they like to work? What kind of new job do they invent for themselves?[:]